In der letzten Fliegermail hatte ich die Frage gestellt, warum die Gewitter in den Alpen länger anhalten als zum Beispiel im Flachland.
Gewitter halten in den Alpen natürlich länger, vor allem wenn sie sich einmal am späten Nachmittag entwickelt haben und nicht einfach nur als Teil einer Front die Alpen erreichen und die Alpen überqueren. Jene Gewitter, die als orografische Gewitter im Tagesverlauf an den Pässen oder Talschlüssen entstehen, werden nicht selten noch von enormem Warmluft-Nachschub immer wieder neu aktiviert.
Zunächst gibt es die Talwinde, die am Talschluss eine Vertikalkomponente erhalten und eine einmal entstandene Gewitterneigung immer wieder mit warmer und energiereicher Luft aus dem Tal versorgen. Zudem pflanzen sich Gewitter sehr gerne und vor allem auch sehr schnell in alle Windrichtungen – auch entgegen der Höhenwindrichtung – fort.
Hat sich ein Gewitter über einem Alpenkamm entwickelt, dann führt es sehr oft dazu, dass plötzlich heiße, energiereiche Luft des Nachbartalsystems gehoben wird, das Kondensationsniveau erreicht und seine Energie als fortgepflanzte Gewitterzelle entlädt.
An manchen Tagen reicht die Labilität der Atmosphäre gerade so aus, dass es einige wenige Gewitter in den Alpen gibt. Einmal entstanden, pflanzen sie sich dann fort, indem sie immer wieder warme und heiße Luft aus den Nachbartälern ziehen.
Je nachdem, wie stark die Talwinde wehen, können Gewitter auch quasi-stationär für Stunden auf einer Stelle aktiv sein. An den Sarntaler Alpen beispielsweise gibt es am Talschluss 1500 Liter Jahresniederschlag pro Quadratmeter. 10 km weiter, in Lüsen, sind es nur 800 Liter.
– Andreas Schubert Pädagoge und seit sehr langer Zeit leidenschaftlicher Flugsportler |