Freitag, 04.07.2025: Die Überschrift für den morgen Tag könnte lauten: Unwetter am Tag nach dem Unwetter. Am Freitag entwickeln sich im Alpenraum überaus heftige Unwetter, die zum Teil apokalyptisch ausfallen können. Grund für die besonders schweren Unwetter heute ist die heiße Luft, welche das vertikale Wolkenwachstum begünstigt. Die Folgen: Mehr Wind, mehr Niederschlag und heftigere Hagel.
Aber auch am Freitag geht im Tagesverlauf die Post ab. Die Luft ist zwar nicht mehr ganz so heiß, dafür aber feuchter als die letzten Tage – und das ist ebenfalls eine Grundvoraussetzung für heftige Gewitter.
Gleichzeitig heißt das nicht, dass die Tage unfliegbar werden. Die aufmerksamen und erfahrenen Piloten wissen, dass es morgens auch bei gewittriger Wetterlage schöne Abflüge geben kann. Auch leichte Thermikansätze lassen sich am Vormittag noch prima nutzen. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn das Flugvergnügen nicht enden will und der Flug in die Mittagszeit hineinreicht. Werden die Wolken vertikal zu groß, ist dringend davor abzuraten, mit dem Gleitschirm noch länger in der Luft zu bleiben.
Ich möchte hier im Einzelnen einen für die kommenden Tage nicht ganz untypischen Wetterablauf skizzieren:
Häufig beginnen die Tage sonnig und trocken, mit weit verbreiteten typischen Wolkenformationen, die später die Gewitter ankündigen. Feuchte Luft, gepaart mit Labilität und kalter Luft in der Höhe ist nicht immer, aber häufig an so genannten Cumulī castellanī (Turm-Wolken) zu erkennen.
Manchmal sind es auch nur quellwolkenartige Schichtquellbewölkungen, Alto- oder Cirrostratus. Diese Wolken sind noch harmlos, da sie keinen thermisch aktiv nutzbaren Aufwind zeigen. Sie zeigen einfach nur, dass in der Atmosphäre einerseits Feuchtigkeit und andererseits Labilität vorhanden ist.
Die Sonne scheint auf die Ostflanken und bringt die ersten tiefbasigen Quellwolken hervor. Häufig ist diese Thermik in den Frühstunden noch eine Zeit lang nutzbar. Sobald die Quellwolken ihr vertikales Wachstum allerdings sehr deutlich fortsetzen und – das ist so in etwa eine Daumenregel – vertikal mächtiger sind als ihre Basis, sollte man spätestens Richtung Landeplatz unterwegs sein.
Die Wolken sollten auf keinen Fall mächtiger als 500 m vertikal werden. Genau das passiert an gewittrigen Tagen. Das Gefährliche bei dieser Quellwolkenentwicklung liegt in der Energiefreisetzung durch die Kondensation. Innerhalb der vertikal immer mächtiger werdenden Quellwolken wird es immer wärmer gegenüber der Umgebungsluft. Das bedeutet, dass die Wolken immer schneller beginnen, sich zu entwickeln, weil die Aufwinde immer stärker werden.
Große Quellwolken ziehen thermikfremde Luft ein. Geschieht das, dauert es oft nur noch wenige Minuten, bis es zum Niederschlag oder zu Blitz und Donner kommt. Wird thermikfremde Umgebungsluft unter der Wolke gehoben, senkt sich ihre Wolkenbasis. Ein trügerischer und oft unverwechselbarer Marker für die unmittelbare Gefahr des Unwetters.
In den Bergen ist das ab heute und in den nächsten Tagen sehr schön zu beobachten. Wer sich zum Wandern entscheidet, ist nicht weniger in Gefahr. Hier bleibt die Empfehlung, früher zu laufen und den Tag und seine sportliche Aktivität auch wieder früh zu beenden.
Samstag, 05.07.2025: Samstag ist nach aktueller Prognose weniger gewittrig als der Donnerstag und Freitag. Leichter Hochdruckeinfluss, trockenere und vor allem auch etwas kühlere Luft senken das Gewitterrisiko.
Doch auch hier gilt für die Gleitschirmpiloten, dass man auch vermeintlich kleinere Gewitter nicht verniedlichen darf. Eine Wolke, aus der ein Schauer entsteht, ist auf alle Fälle für unsere langsamen Flugeigenschaften denkbar ungeeignet bzw. gefährlich.
Sonntag, 06.07.2025: Die Gewitterneigung in den Alpen nimmt wieder zu. Grund dafür ist die Luftdruckabnahme und damit die Begünstigung für die vertikale Entwicklung einmal entstehender Quellwolken. Luftdruckabnahme bedeutet, dass es in der Höhe auch deutlich kältere Luft hat. Entstehen Quellwolken mit zusätzlicher Kondensationswärme, bleibt es innerhalb der Quellwolken, wie beschrieben, immer wärmer als die Temperatur der eingeflossenen Umgebungsluft. Sofort ist die Grundvoraussetzung für die Entwicklung von Schauern und Gewittern gegeben.
Am Sonntag nimmt das Gewitterrisiko wieder zu, da es von Westen einen neuen Aufzug eines Tiefdruckgebietes gibt. Auch der Sonntag ist nicht unfliegbar, wobei das Flugfenster in den Frühstunden etwas kürzer sein dürfte als am Freitag und Samstag.
Zusammenfassend: Das Alpenwetter am Wochenende zeigt typisches Bergwetter: Ruhige Frühstunden werden am Nachmittag über den Bergen oftmals turbulent. Einmal entstandene Gewitter bleiben oft bis in die Abendstunden aktiv.
Hier stellt sich die Frage: Warum sind die Gewitter in den Alpen länger anhaltend als zum Beispiel im Flachland? Hierzu folgt eine ausführliche Antwort im nächsten Rundmail.