Am 26.8.23 kamen mehr als 70 Leute aus Team, Piloten, Freunden und Schülern zusammen, um 25 Jahre Paragliding und Papillon am Tulperhof zu feiern.
Einige der Gäste waren schon 1998 dabei. So zum Beispiel Fluglehrerin Ina Rohde, die damalige Flugschülerin Carmen Röhrig, Uwe Lindemann, auch bekannt als Uwe Lüsemann, Conny Reinhardt und Fuhrparkchef Stefan Burkhard. Werner Holzinger ist 25 mal dabei gewesen.
Auf der Couch nahmen auch die Fliegerlegende Andy Frötscher (6facher X-Alps-Teilnehmer) und Willi Winkler für die Gastgeber am Tulperhof Platz.
„Wir sind alle verrückt.“ … „Ein Haufen waghalsiger Extremsportler“ – so begann Andreas Schubert seine zweistündige Rede anlässlich der Jubiläumsfeier. „Wir haben alle das Gleiche im Sinn.“ … „Raus, frei sein, Natur erleben und beherrschen wollen, Grenzen zu erfahren, allein sein.“ … „Wir alle haben eine riesige Schnittmenge. Wie wir hier sind, wie wir leben, wer wir sind, was uns ausmacht.“, fährt er fort.
„Wir sind alle zur selben Zeit am selben Ort… Wir sind Menschen, die Fliegen können wollen. Wir sind die Humboldts unserer Zeit.“
„Unsere Liebe und Leidenschaft zum Fliegen und zu den Bergen verbindet uns. Wir sind eine kleine Familie. Es gibt nicht viele von uns, die mit 3kg über die Alpen segeln wollen. Und es gibt noch weniger, die es beruflich machen. Wir sind aber genügend Piloten, und solche die es werden wollen, dass der wunderbar gelegene Tulperhof jährlich mit 40 Ausbildungswochen ausgebucht ist und Papillon echte professionelle, hauptberufliche Fluglehrer einsetzen kann, welche das Fliegen nach dem Papillon Ausbildungsstandard lehrt und den Piloten eine besondere Begleitung in den Südtiroler Alpen sind“, fasst Schubert zusammen – und spannt von dem leidenschaftlichen Einstieg den Bogen zu den beiden partnerschaftlichen Unternehmen Tulperhof und Papillon.
500.000 Höhenflüge sind einzigartiger Erfahrungsschatz und Wissensbasis der Fluglehrer, von denen viele im Haupterwerb sind.
„25 Jahre sind Anlass, Danke für diese tolle Gesellschaft, Danke für die außergewöhnliche Gastfreundlichkeit, Danke Erna, Franz, Willi und dem Team zu sagen.“
Nach langem Applaus ging Schubert auf einige Besonderheiten ein, die im Laufe der Jahre wegweisend für den Sport im Allgemeinen wurden.
In den 25 Jahren wurden rund 10.000 Flugschüler zu ihrer A-Lizenz ausgebildet. Das entspricht etwa einem Viertel der Lizenzen des DHV.
Was nach viel klingt, ist dennoch familiär. Etwa 10 Flugschüler pro Woche absolvieren ihre Ausbildung und schließen sie dort mit der Prüfung des Deutschen Hängegleiterverbandes ab.
Das es am Tulperhof so gut fliegt, ist ein absoluter Glücksfall.
Lüsens Topographie und die daraus folgende klimatische Besonderheit im nordwestlichen Eck des Weltnaturerbes der Dolomiten lässt für den Alpenraum weit überdurchschnittlich viele Flugtage zu.
Das Lüsener Tal liegt abseits der gewitterträchtigen Konvergenzlinien. Kaum 700 Liter Jahresniederschlag pro Quadratmeter sind nur die Hälfte dessen was beispielsweise im Zillertal oder ein Drittel dessen was im Allgäu an Regen nieder geht. Die Seitentalschlusslage ist windschwach. Der 800 Meter hohe Südhang ist für die 300 Tage mit mehr als 8 Sonnenstunden perfekt ausgerichtet.
Dank der fleißigen Busfahrer geht es auch schon morgens immer sehr früh los, sodass im langjährigen Schnitt immerhin 25 Flüge pro Person und Woche an durchschnittlich 6 Flugtagen mit 400 bis 750m Höhendifferenz gesammelt werden.
Investition am Tulperhof
Die Familie Winkler investierte 2009 rund 2 Millionen Euro für den Neubau und 13, mit Südbalkonen Richtung UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten ausgerichteten Zimmern.
Ein Handschlag besiegelte die vertragliche Bindung der beiden Firmen.
Einige Höhepunkte aus den 25 Jahren
1998 buchte Papillon zum ersten Mal einen Kurs mit 40 Piloten im Tulperhof ein.
1999 gastierten die Papillons schon 8 Mal in dem beliebten Urlaubsziel.
2000 wurden es 14 Wochen.
Seit 2002 ist die Flugschule aufgrund der phantastischen Resonanz von Frühling bis zum Herbst durchgehend als Gast auf der Alm. Alle wollten immer wieder mit.
Aus dem Beruf sollte eine Berufung entstehen und mit ihr auch die Entwicklung des ersten Bodyguards, der unbestritten als der sicherste Gleitschirm in der Entwicklung der sicheren A – Schirme, vormals „1er“, galt. Die heutige vielfach ausgereifte Version des Bodyguard 7 hat seine Wurzeln am Tulperhof.
In den Jahren 2003 bis 2007 entwickelte sich das, für was Papillon Paragliding noch heute steht: Gleitschirmfliegen bei geeignetem Wetter mit fehlerverzeihenden Fluggerät in bekanntem Gelände und mit Fluglehrerbegleitung. Lüsen erfreute sich nach wie vor großer Beliebtheit. Der Erfolg in den Alpen erlaubte letztlich auch die Investition in der Rhön.
2005 wurde auch auf der Grundlage der erfolgreichen Zusammenarbeit in Südtirol die Eröffnung des Flugcenters auf der Wasserkuppe gefeiert.
2007 bis 2010 wurden eigene und erweiterte Flugtests der gütegesiegelten Fluggeräte auf dem Markt durchgeführt, aus denen später die sogenannte „safety class“ hervor ging. Im Kern der Tests stand der Erkenntnisgewinn, dass die heutigen EN-A- Geräte einfach zu fliegen sein und über ein fehlerverzeihendes Extremflugverhalten verfügen sollen. Der DHV führte die Tests mit großem internationalen Erfolg weiter.
Im Laufe der Jahre wurde der Sport erwachsen. Paragliding gilt heute unter Berücksichtigung von Wetter, Wahl des Fluggeräts und in der Gruppe als sicherer Sport. Die Unfallrisiken sind mit denen beim Fahrradfahren vergleichbar. Alleine und mit leistungsstärkeren Gleitschirmen der B-Klasse oder höher zu fliegen bedeutet hingegen, ein sehr viel höheres Risiko einzugehen.
Seit 2012 bildet Papillon mit großem Erfolg Fluglehrer selber aus.
Deutschlands beliebteste Flugschule
2012 wurde bekannt, dass Papillon seit 10 Jahren die Flugschule mit den meisten Scheinerteilungen, die meistbesuchte und damit beliebteste Flugschule in Deutschland ist. Verteilt auf 40 Wochen nehmen rund 1000 Teilnehmer jedes Jahr die Angebote wahr.
Sportliche Höhepunkte
Jörn Niehusbernd war als ehemaliger Teilnehmer der Deutsch-österreichischen Himalaya-Expedition anwesend. „Die theoretischen und physischen Grundlagen für den Versuch, den Mount Everest in der Thermik zu überhöhten, sammelten wir damals hier in Lüsen…“
Papillon hat über die Jahre junge und talentierte Piloten im Junior Racing Team gefördert.
Nachhaltiges Fliegen
Schubert geht auch auf die vielfältige Nachhaltigkeit am Tulperhof ein. Abgesehen von den Busfahrten ist Gleitschirmfliegen CO2-frei.
Herzstück des Wärmemanagements am Tulperhof ist die CO2-neutrale Holzhackschnitzelanlage, welche zu einem wesentlichen Teil mit eigenem Holz bedient wird. Der Strommix ist in Südtirol ohnehin frei von fossilen Energieträgern. Die Scheune wurde neu gebaut. Fleisch, Milch und Butter werden am Hof selbst produziert.
Ab dem kommenden Jahr soll eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert werden, welche die Energie für die Elektro-Flugschulbusse und somit CO2-freie Bergfahrten liefern soll.
Neue TT-Wochen
Tobias Koch, Standortleiter von Papillon in Lüsen, hat mit Ausbildungsleiter Janis Stübenrath und den Kollegen ein neues Konzept auf den Weg gebracht.
Damit die vielen Stammkunden sich weiterhin genau richtig fühlen, werden die Thermik- und Technikwochen ab 2024 ausdifferenziert angeboten. Erfahrene Piloten werden sich intensiver mit Thermikquellenwechsel und Streckenflügen befassen können, während die Beginner des Thermikfliegens sich mit den Grundlagen und Flugmanövern beschäftigen.
Die Ausschreibungen umfassen künftig Beginner,- Expert- und XC-Wochen. Mehr dazu in einer der nächsten Fliegermails.