Mit diesem Foto möchte ich dir eine Übung empfehlen, mit der wir uns vor einer Woche auf die Thermikflüge am Tulper vorbereitet hatten.
Suche dir für diese Übung eine/n fliegende/n Partner/in.
Einer ist der Pilot, setzt sich und geht in Grundhaltung. Der andere spielt "Steuerleine" und steht hinter dem Stuhl.
Beide geben sich die Hände und üben beiderseits einen leichten Druck auf die Handinnenflächen aus. Jeder spürt, je nach Körpergewicht, etwa 2 bis 3 kg. Dieser Druck entspricht der Kraft bzw. dem Zug an der Steuerleine, den wir bislang mehr oder weniger wahrgenommen haben, wenn wir leicht angebremst in der Thermik unterwegs sind.
Erinnerung: "Leicht angebremst" soll hier für geringstes Sinken und maximale Klappstabilität stehen.
Die Übung verlangt immer einen leichten Steuerleinenzug. Der hinter dem Pilot stehende Partner bildet mit seinem Griff die Steuerleine. Er simuliert den Steuerdruck, der sich verändert, sobald der Gleitschirm in Thermiken ein- und ausfliegt.
Beim Einfliegen erhöht sich der Druck: Er zieht die Hände nach oben. Der Pilot gibt nach und führt die Hände nach oben. Damit verhindert er ein "Aufnicken" bereits im Ansatz.
Fliegt das Gerät aus dem Aufwind in den Abwind, nickt der Schirm "passiv" nach vorn. Der Steuerdruck ist dann für eine bis zwei Sekunden weg. Der Partner nimmt den Druck, indem er seine Arme lockert. Der Pilot bleibt auf der "Leine" und zieht mit einem gleichbleibenden Zug die Hände des Partners bis auf Hüfthöhe – oder soweit, bis der Partner wieder einen Widerstand von 2 bis 3 kg aufbaut.
Gelingt diese Übung ohne Lastspitzen in den Handinnenflächen, hast du es richtig gemacht.
Es wird einige Minuten dauern, bis das Timing "sitzt". Bist du unsicher, frage auf einer deiner nächsten Reisen nach dieser Übung mit Lehrer – oder übe sie mal im Rahmen eines Rettungsgerätewurftrainings.
Das Hauptlernziel ist es zu versuchen, die Denkprozesse für Roll- und Nickbewegungen intuitiv wahrzunehmen, dem Denken zuvorzukommen, die Bewegungen der Kappe mit Gefühl an der Leine zu antizipieren…
Die Umsetzung in der "freien Natur" erfordert erfahrungsgemäß einige Flüge, die je nach Könnensstand und konzentrationsbedingt auch schon mal anstrengend sein können.
Bei korrekter Umsetzung gelingen dir, nicht nur aus dem Blickwinkel deiner Zuschauer, formschöne und effektive Thermikkreise.
Viel Spaß!
Andreas Schubert, Papillon Paragliding
Wenn du Fragen zu dieser Übung hast oder wenn du uns deine Erfahrungen mitteilen möchtest, schicke sie uns gerne zu!