In der vergangenen Woche berichteten wir über die Gefahren des Thermikfliegens an den Südhängen. Es gab Leserzuschriften und Anrufe, inwiefern die Thermiken auf der Nordseite im Allgemeinen gefährlicher seien als die Thermiken auf der Südseite.
Für weniger erfahrene Piloten wollen wir das Phänomen "Leethermiken der Nordseite" deshalb heute nochmal ausführlicher erläutern:
An schwach windigen Hochdrucktagen im Sommerhalbjahr wehen die sogenannten Talwinde. Sie sind Druckausgleichsströmungen, welche vom Alpenvorland in die Alpen Richtung Alpenhauptkamm gerichtet sind.
Dabei ist der Alpenhauptkamm keineswegs immer die Konvergenzlinie – also die Linie, an der die Talwinde zusammenstoßen. Immer wieder verlagern sich die so genannten Linien der Talwindkonvergenz mal auf die Alpennord- oder die Alpensüdseite.
Die Thermiken steigen aber alle aus den Südhängen auf. Diese sind auf der Alpennordseite häufig im Lee des Talwindes. In den Sommermonaten reichen die Talwinde bis auf über 2000 Meter Höhe und überströmen viele Bergketten der Alpennordseite.
Viele Südhänge der Alpennordseite liegen dann komplett im Lee.
Gleichzeitig gibt es windgeschützte Bereiche, die einen enormen Temperaturvorsprung aufbauen und sehr gute Thermiken ermöglichen. "Sehr gute Thermik" ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, da diese Thermiken nur den absoluten Könnern vorbehalten sind. Weniger routinierte Piloten sind dann schnell in Gefahr.
Auf der Alpensüdseite wehen die Talwinde aus Süd und unterstützen mitunter auch die Thermik. Sand in Taufers ist ein solches typisches Talwindprallhanggebiet. Aber hier gilt Vorsicht: Das Überlagern von Talwinden und thermischen Ablösungen ist auch auf der Alpensüdseite nur den Könnern vorbehalten.
Papillon-Pilotentipps für Gelegenheits- und Hobbyflieger, die mit Spaß und Freude möglichst sicher in der Luft sein wollen:
Fliegt morgens an den Südosthängen und nutzt die ersten Thermiken! Macht eure Mittagspause, sobald die Talwinde auffrischen! Geht an den Talwindprallhängen am späten Nachmittag fliegen, wenn der Thermikeinfluss nachlässt!
– Andreas Schubert, Papillon Paragliding |